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Sina und Max-Ihno

 

1.12.03

Also ich habe nach 20 Jahren die Pille abgesetzt und mein Arzt meinte es würde ziemlich lange dauern bis was passieren würde. Ich habe von dem Tag an FOLSÄURE genommen, und war nach nur 8 Wochen schwanger und dann direkt doppelt. Da war unsere Freude natürlich riesig. Mein Arzt hat mir zu einer Fruchtwasseruntersuchung geraten, die ich aber erst einmal ablehnte. Ich bin dann trotzdem mit meinem Mann nach Düsseldorf zu einer Pränatalpraxis gefahren, zu einer Genberatung und einem Erstsemesterscreening, das war in der 12 Woche.

Dabei muß ich im nachhinein gestehen das ich schon ein komisches Gefühl hatte. enn ich habe ganz früh die Kindsbewegungen gespürt. Wobei Max sich immer recht kontrolliert bewegt hat und bei Sina war es mehr so ein Zittern. Was die ganze Schwangerschaft auch blieb. Manchmal kurz und manchmal bis zu zwei Stunden am Stück. Was hinterher lästig war weil sie mir auf der Blase lag.

Erst würde Max untersucht (Nackenfalte gemessen) bei ihm war alles OK. Dann schaute er sich Sina an und wurde sofort stutzig. Er holte den Professor und der bestätigte den Verdacht auf Anenzephalie. Dann hatten wir ein sehr nettes Gespräch mit dem Arzt und dem Professor der uns alle Fragen beantwortete und sich jederzeit zur Verfügung stellte wenn Fragen auftauchen sollten. Die Fragen kamen natürlich nach dem ersten Schock. Also schrieb ich mir alles auf und stellte meine Fragen.

Die ärzte in Düsseldorf rieten uns zu einer Fruchtwasseruntersuchung um einen Gendefekt auszuschliessen (eine Abart vom offenen Rücken). Das war aber nicht der Fall, sie machten uns immer Mut. Ich musste dann alle 4 Wochen zur Kontrolle (Fruchtwassermenge). Und natürlich auch zum Frauenarzt. Ich habe mich dann in der 22. Woche im Klinikum vorgestellt und in der Kinderklinik. Da riet mir der Oberarzt zu Lungenreifungsspritzen, was ich auch tat. Weil keiner wusste wie lange Sina durchhalten würde, wie gesagt, es gibt kaum Erfahrungswerte. Es wurden dann auch bei jedem Arzt Ultraschallbilder gemacht und protokolliert (für die Wissenschaft). Man kommt sich schon ein bisschen wie ein Zirkuspferd vor.

Ansonsten verlief die Schwangerschaft bis zur 29. Woche ganz gut (bis auf die seelische Belastung natürlich). Ab da war es nur noch eine Qual, Max wurde durch das viele Fruchtwasser so hochgedrückt, dass der arme Kerl unter meinen Rippenbögen lag. Ich konnte nur noch mit hochgehobenen Armen sitzen und liegen. An schlafen und essen war nicht mehr zu denken. Und in der 36. Woche ist mir dann nachts um drei Sinas Fruchtblase geplatzt (sie hatte inzwischen 3-4mal soviel Fruchtwasser wie Max). Wie man sich vorstellen kann, lief und lief es.

Wir haben dann den Krankenwagen geholt, weil man mir gesagt hat: wenn das passiert liegen bleiben und nicht mehr aufstehen um Max nicht zu gefährden. Das tat ich auch. Die Sanitäter haben dann noch eine ärztin gerufen weil ich sofort Wehen hatte und die sich nicht getraut haben alleine zu fahren. Im Krankenhaus habe ich dann sofort eine Vollnarkose bekommen weil alles schnell gehen musste. Die haben dann doch noch fast eine Stunde gebraucht um die Kinder zu holen. Und noch mal eine Stunde um mich wieder zuzunähen.

Sina ist dann nach zwei Stunden in unseren Armen verstorben und Max musste in Wärmebettchen für 10 Tage. Wir konnten dann zusammen die Klinik verlassen.

Kerstin



Nachtrag: 20.7.04

Also mir kommt der letzte Satz sehr herzlos vor den ich geschrieben habe. Aber ich möchte auch keine Minute mit Sina missen, und es fällt mir immer noch schwer zum Friedhof zu gehen. Oder wenn mich jemand auf Sina anspricht oder ich Mehrlingspärchen sehe, das fällt mir besonders schwer.

Ich möchte ja auch noch ein Baby, ich habe aber unheimliche Angst nochmal so eine Schwangerschaft zu erleben. Aber da muß ich ja wohl durch.

Ich möchte mich noch mal herzlich bei dir bedanken, ohne diese Seite wäre ich mit manchen Situationen überfordert gewesen.

 

Wie Kerstins beste Freundin die Schwangerschaft erlebt hat.

 

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 26.02.2019